Schaustickerei Plauener Spitze

Schauen, Sticken, Staunen

 

In der Schaustickerei Plauen wird noch heute auf großen, historischen Stickmaschinen gestickt. Wenn diese zu arbeiten beginnen, wird die Arbeits- und Lebenswelt der Stickerfamilien vor 100 Jahren hautnah erlebbar. In solchen kleinen Fabriken wurde damals die berühmte Plauener Spitze hergestellt.
Doch was ist eigentlich Plauener Spitze? Wie wird sie hergestellt? Wie lebten und arbeiteten die Stickerfamilien? Wer war der Spitzenspitzel? Diese und viele weitere Fragen wird unser Museumskoffer beantworten. Entdecken Sie mit Ihren Schülern in Bildern, Geschichten, Spielen und handwerklichen Übungen die Welt der Plauener Spitze.
Der Museumskoffer »Schaustickerei« steht Ihrer Klasse für eine Projektlaufzeit von ca. vier Wochen zur Verfügung. Vorab wird der Inhalt des Koffers, einschließlich einer Lehrerhandreichung, an einem Projekttag in Ihrer Schule vorgestellt. Anschließend können Sie mit Ihren Schülern nach Herzenslust mit den verschiedenen, lehrplangerechten Modulen arbeiten. Zum Abschluss besuchen Ihre Schüler die im Original erhaltene Schaustickerei. Dort sehen, hören und fühlen sie, wie die Maschinen funktionieren.
Erleben Sie ganzheitliche Bildung an einem außerschulischen Lernort. Lassen Sie sich überraschen, was dabei an kreativen Arbeiten entsteht und was die Schüler über ihre Heimat lernen.

Ablauf des Projekttages in den Schulen

Am Projekttag stellt unsere Museumspädagogin in der Schulklasse die Inhalte des Museumskoffers „Schaustickerei“ vor.

Hierbei erleben die Schülerinnen und Schüler Folgendes:

  • Powerpoint von Ge- und Besticktem zur Visualisierung und Einordnung der Thematik, mit der abschließenden Erkenntnis, dass alles, was bestickt wurde eine Wertsteigerung erfährt
  • erzählte Geschichte von Industriespionage anhand der Persönlichkeit Fürchtegott Moritz Albert Voigt – wie die Stickmaschinen ins Vogtland kamen und dort die Industrialisierung voran brachten (Fühl- u. Sichtproben von Stickmaschinenteilen)
  • Erlernen des Stickens in Stickrahmen, um mithilfe beigelegter Stickvorlagen, Stoffe und Pappen, ein eigenes Musterbuch zu binden, für Gedanken, Ideen, Berichte, … so, wie es im Museum zu sehen ist
  • Mal reinhören: „Wie klingt so eine Maschine in diesem Museum?“, die CD ist auch im Musikunterricht nutzbar als Rythmusgrundlage zur spielerischen Weiterentwicklung
  • Kennenlernen der selbstprogrammierbaren Spieluhr mit blanko Noten(Loch)streifen zum selbst lochen und anhören (Vorberreitung für Musik, TC und Informatik)
  • Erlernen des Umgangs und Anwendung des Pantographen, anhand des Portraits Anna Perthen (ehemalige Kinderarbeiterin; mit erzählbarem Zeitzeugenbericht)
  • Stickstaffelspiel (draußen oder Sporthalle) zum ganzheitlichen Begreifen der Funktionsweise einer Pantographenstickmaschine
  • kleine Buttonstickrähmchen (upcycling-project) in Vorberreitung auf den Museumsbesuch, können dort mit einer Buttonmaschine verpresst werden
  • Wickeldeckenteile als Puzzlespiel mit Auflösung, zum Nachvollziehen der Arbeitsabläufe bis zum fertigen Produkt und Einblick in`s Thema Kinderarbeit
  • Zeitstrahl zur Visualisierung der Zeiträume von Stickereientwicklung, Industrialisierung und Computerentwicklung, mit einer Aktionskarte pro Person
  • Spitzensammlung zur Information, was ist genau Plauener Spitze

Für die beteiligten Lehrer werden Anwendungsempfehlungen zur Verwendung des Koffers gegeben.

Angebote für die Projektlaufzeit

Geschichte:

Rekonstruieren eines Alltages in einer Stickerei (Fännelkinder), Soziale Situation und soziale Frage, Industrialisierung, Regional- und Heimatgeschichte, Arbeitsblätter Industrialisierung, Kinderarbeit, Zeitstrahl als Lochstreifen

Mathematik:

Lohnberechnungen damals und heute, zentrische Streckung mit dem Pantographen, Musterzeichnungen, Formeln geometrischer Körper sticken
Geometrien in Spitzenmustern entdecken

Technik und Computer (TC):

Konstruieren technischer Objekte, Einblick in Aufbau und Wirkungsweise einer Maschine, Maschinen aus der heutigen Erlebniswelt der Schüler, Verhältnis Mensch – Maschine

Informatik:

Programmierbare Lochstreifen, Spieluhr, Zeitstrahl zur Computerentwicklung, originale Lochstreifen zur Veranschaulichung

Deutsch:

Konspektieren, Textwiedergabe, Lernbereiche 1-4: Sprechen und Hören, Schreibe, Lesen und Verstehen, Sprache thematisieren

Ethik:

Werteorientierung, Globalisierung – Armut und Reichtum, Erwachsen werden, Einblick in die Bedeutung von Arbeit für das eigene Leben, Diskussion: „Was wäre / wer wäre ich wenn ich damals gelebt hätte?“

Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft (WTH):

Fertigung materieller Güter (Sticken), Produktion von Gütern im Unternehmen, Produzenten und Konsumenten am Markt, Umgang mit Gütern und Geld, Einblicke in einen Betrieb, betriebliche Fertigungsprozesse, Prinzipieller Aufbau von Maschinen, Kalkulation

Musik:

Komponieren und Improvisieren, Musizierpraxis, Musik hören und erschließen, Maschinengeräusche zur Rhythmusfindung + Weiterentwicklung in Musikstücken, Komponieren mit lochkartengesteuerte Spieluhren

Sport:

Stickstaffelspiel „Panda“, bei dem sich die Schüler*innen in eine Pantographenstickmaschine verwandeln

Kunst:

Gestalten auf der Fläche, Gestalten von Körper und Raum, Graphisches Zeichnen, Porträt mit dem Pantograph zeichnen und Weiterentwicklung des Bildes, Künstlerisches Sticken, Binden eines Buches mit den eigenen Arbeitsergebnissen

 

Zielgruppe

Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 9

Ziele des Projektes

Mit dem Verständnis der Vergangenheit kann die Gegenwart besser eingeordnet werden. So soll den Schülerinnen und Schülern im Projekt der Alltag und die soziale Situation der Menschen nahegebracht werden, die um 1900 in der Spitzen- und Stickereiindustrie tätig waren. Durch den Unterschied zwischen Hand- und Maschinenarbeit wird die gesellschaftliche Entwicklung gezeigt. Damit änderten sich auch Zeit- und Arbeitsabläufe. Den Schülerinnen und Schülern wird durch verschiedene Aufgaben ein tieferes Verständnis für Zeit und Zeitmanagement vermittelt. Zudem erweitern sie durch das Erlernen des Handstickens ihre handwerklichen Fähigkeiten. Weitere Ziele: Stärkung der regionalen Identität, Bezug zum Wohnort, Verständnis über das "woher und wohin" einer Gesellschaft, Einblick gewinnen in einen Betrieb sowie in betriebliche Fertigungsabläufe, Förderung des Interesses an der Museumslandschaft als kultureller Hintergrund der modernen Welt, in der wir leben.

Angewandte Methoden

  • Erlernen und Ausüben der Handstickerei nach Art des Hauses
  • Übertragen der Stickvorlagen mittels Kohlepapier auf den zu bestickenden Untergrund
  • Graphisches Zeichnen mit dem Patographen
  • Berechnen und Zeichnen zentrischer Streckungen
  • Komponieren und Programmieren von Loch(Noten)streifen
  • Berechnungen von Lohnkosten
  • Lesen und Bearbeiten von beigefügten Informationsmaterialien zum Thema Jeans (Textilien) und Schaustickerei (Geschichte eines Industriestandortes)
  • Sportstaffelspiel "Panda"
  • Herstellen eines Buches
  • Kaschieren von Stoff auf Buchdeckelpappe
  • Verarbeiten von echten Lochstreifen im Rahmen des Kunstunterrichtes
  • Diskussion zum Thema Kinderarbeit "Was wäre wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte?", Auseinandersetzen mit den kaiserlichen Beschlüssen
  • Inhalte des Projektkoffers

  • Lehrerhandreichung inkl. Stick- und Kopiervorlagen
  • Arbeitsblätter und Lehrplanbezug der einzelnen Fächer
  • Stickstaffelspiel (ein Set, bestehend aus: 2 Staffelrahmen mit Kordel u. Nadel)
  • Stickrahmen
  • original historische Lochstreifen
  • original historisches Nähkästchen mit Scheren, Nadeln u. div. Stickzubehör
  • original Plauener Spitzen (Loch-, Bohr-, Ätz-, und Tüllspitze) sowie geätzte Spitzenelemente
  • Wickeldeckenpuzzleteile
  • Upcycling-Buttonstickrähmchen
  • Schachtel mit „Bobinchen“
  • Schachtel mit Zeitstrahl und Aktionskarten
  • Schachtel mit Stickmaschinenteilen
  • Pantographen
  • Hefte, museumseigene Auflage: "Geschichte und Geschichten um die Schaustickerei Plauener Spitze" und "Jeans KULT und DESIGN"
  • Bastelmaterial: Stoffe, Buchdeckelpappen, Stickgarne, original historische Lochstreifen, Kohlepapier, Blanko Lochbänder für Programmierbare Spieluhr, Pantographenminen
  • Ablauf des Museumsbesuches

    Am Ende der Projektlaufzeit ist ein Besuch in der Schaustickerei vorgesehen. Die Schüler lernen einen historischen Stickereistandort des frühen 20. Jahrhunderts kennen. Besonders interessant ist hierbei, die Großstickmaschinen bei der Arbeit zu beobachten. Es war der Takt dieser Maschinen, der das Leben der Menschen im Vogtland damals bestimmte. So erleben die Schüler den Zeit- und Präzisionsfaktor der Maschine gegenüber eigener Handarbeit und können dadurch den wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch den Wandel der Arbeitswelt nachempfinden. Sie erhalten einen Einblick in die Funktionsweise des Pantographen oder von Lochbändern zur Steuerung von Stickmaschinen.

    Außerdem können die Schülerinnen und Schüler Buttons herstellen. Wer möchte, darf eigene gestickte Werke oder das im Projekt selbstgefertigte Musterbuch im Museum ausstellen.

    Es ist ein Tag über das woher und wohin unserer Region, der in Erinnerung bleiben wird.

    Über das Museum

    Die Schaustickerei ist eine alte Maschinenstickerei, die zwischen 1897 und 1902 erbaut wurde. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble mit Fabrikantenvilla, Stickereigebäude und Garten war typisch für die Zeit als die Spitzen- und Stickereiindustrie boomte. Plauener Spitzen machten damals das Vogtland weltweit bekannt und ließen Plauen zu einer Großstadt werden.

    Die Gebäude und Maschinen der alten Stickerei konnten erhalten und in ein technisches Museum umgewandelt werden. Das Museum zeigt heute alle maschinellen Stickverfahren von der Handstickmaschine bis zum Stickautomaten. Die Besonderheit der Schaustickerei ist die Vorführung historischer Großstickmaschinen der sächsischen Maschinenbaufirmen VOMAG und Kappel. In der Ausstellung wird deutlich, dass der Maschinenbau die Stickereiindustrie wesentlich beeinflusst hat. Die Besucher der Schaustickerei lernen somit Technik, Design und Herstellungsprozess der Plauener Spitze kennen.

     

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